Siebengebirge, Erdgeschichte und Dinosaurier

Das Siebengebirge ist über 25 Millionen Jahre alt. Das ist eine unendlich lange Zeit, doch für die Erdgeschichte ist es nur ein Augenblick. Auf diesen Seiten geht es um die ferne Vergangenheit, von den Anfängen des Blauen Planeten bis zur Entstehung des Siebengebirges.

Als das Leben vor unendlich langer Zeit im Meer entstand, gehörte unsere Region zu einem Urkontinent auf der Südhalbkugel. Seitdem ging es über Millionen von Jahren durch den Kontinentaldrift langsam nordwärts. Die Welt des Kambrium, des Ordovizium und des anschließenden Silurs war eine Wasserwelt.

Die untersten Schichten unserer Berge stammen aus einem uralten Wattmeer

Auch im Devon (vor 418-361 Millionen Jahren) lag unsere Region noch auf der Südhalbkugel, am Südrand des „Old-Red-Continents“ oder Laurussia. Ein großes Flachmeer bedeckte das ganze Gebiet des heutigen Rheinischen Schiefergebirges. Flüsse schwemmten Schlamm und Sand mit sich, die sich auf dem Boden ablagerten. Durch den gewaltigen Druck verfestigten sie sich zu Grauwacke, Tonschiefer und Sandstein. So entstanden die untersten Schichten unserer Berge.

Davon wissen wir inzwischen noch viel mehr. Beim Bau der neuen ICE-Trasse, genau des Aegidienbergtunnels, stießen die Bauleute auf viele Fossilien, die gleich paläontologisch untersucht wurden. Seeskorpione, Panzerfische und viele weitere Tiere und Pflanzen wurden geborgen.

Das Rheinische Schiefergebirge entsteht

Zu Anfang des Karbons (vor 361-299 Millionen Jahren) herrschten weltweit tropischen Bedingungen. Deutschland lag nun am Äquator. Ausgedehnte Flachmeere mit weiten Küstenbereichen, riesige Sümpfe und fremdartig anmutende Sumpfwälder mit gewaltigen Baumfarnen und Schachtelhalme, Siegel- und Schuppenbäume prägten das Bild. Es war ein idealer Lebensraum für Insekten und Amphibien, und einige von ihnen wurden sehr groß. Aus diesen riesigen Sumpfwäldern entstanden die großen Steinkohlevorkommen in Nordamerika und Mitteleuropa, also auch die des Ruhrgebiets.

Im Oberkarbon kollidierte der Südkontinent Gondwana mit dem Nordkontinent. Dabei wurden in Nordamerika und Europa große Gebirge aufgefaltet, das war die Variszische Gebirgsbildung. In Europa zog sie sich von der Bretagne bis nach Polen. Ein Teil dieses Gebirges war das heutige Rheinische Schiefergebirge. Über Millionen von Jahren waren die horizontalen Schichten aus dem Devon starkem seitlichen Druck ausgesetzt, so wurden sie gefaltet und geschiefert.

Die Gebirgsbildung ging im anschließenden Perm (vor 299 - 252,2 Millionen Jahren) und in der Trias (vor 252,2 - 201,5 Millionen Jahren) weiter. Ansonsten herrschte tektonische Ruhe. Verwitterung und Erosion trugen die einst hohen Faltengebirge ab.

Die Schichtlücke
Und nun haben wir etwas Merkwürdiges. Ein Großteil der Gesteinschichten aus dem Devon, aufgefaltet im Karbon, war erodiert. Und die nächste Schicht Sedimentgesteine ist viel jünger, sogar sehr viel jünger, um die 25 Millionen Jahren jung. Das war schon im Kanäozoikum, im Paläogen (Alttertiär), Oligozän. Noch präziser: das war die Zeit unmittelbar ovor der zeitgleich mit dem Siebengebirgsvulkanismus.<

Hier fehlen uns also Millionen von Jahren Erdgeschichte, vom Oberkarbon, dem anschließenden Perm, das ganze Mesozoikum hindurch bis ins frühe Kanäozoikum. Wir haben es mit einer großen „Schichtlücke“ zu tun - einem riesigen Loch in der Erdgeschichte unserer Region, einem geologisches Geheimnis. Auf den Seiten des Geologischen Dienstes NRW finden Sie viel zur Erdgeschichte. In anderen Teilen NRWs gibt es Steine aus dem Perm, der Trias, dem Jura und der Kreide, doch im Siebengebirge fehlen uns ein paar Millionen Jahre.

Wenn wir Dinosaurier sehen wollen, müssen wir woanders hin.
Der Menüpunkt "Dinosaurier" bringt Sie ins Mesoozoikum.

Die Zeit der Säugetiere

Nach dem Ausstreben der Dinosaurier muss die Erde leer gewirkt haben, denn die ersten Säugetiere waren noch winzig klein und verloren sich in den riesigen Sümpfen und Urwäldern des Paläozäns. Dann entwickelten sie eine unglaublichen Vielfalt. Zahlreiche Tierarten kamen aus Asien nach Europa, unter ihnen die ersten Nashörner. Frühe, dreizehige Pferde wie Mesohippus und Miohippus streiften durch Nordamerika. In Asien lebte Indricotherium, das größte Landsäugetier überhaupt, in Afrika Moeritherium und Arsinotherium. Schließlich die Vorfahren der heutigen Katzen, Hunde, Schweine und Kamele. Flusspferde, Tapire und Fledermäuse; dazu Amöben, Insekten, Spinnen, Ameisen und Bienen. Auch erste Menschenaffen erschienen im Oligozän.

Und natürlich Brontotherium, gewaltige "Donnertier" aus den nordamerikanischen Badlands, dem Gebiet der Sioux-Indianer. Mit einer Schulterhöhe von etwa 2,5 m, 5 m Länge und einem Gewicht von 4,5 Tonnen war es größer als heutige Nashörner. Sein Horn sieht aus wie ein Y. Einer Sioux-Legende – und einem kundigen Paläontologen – verdankt das "Donnertier" seinen Namen. Als die Sioux seine gewaltige Knochen fanden, glaubten sie, dass sie zu jenen riesigen Tieren gehörten, die über die Wolken liefen und mit dabei mit ihren gewaltigen Hufen auf der Erde den Donner und Gewitterstürme los traten.

Brontotherium, das "Donnertier"
Brontotherium, das "Donnertier"

Darum geht es auch in der Geschichte "Die fernen Berge" auf www.rheindrache.de.

Im Delta eines uralten Flusssystems

Unsere Region wanderte weiter nordwärts, und befand sich inzwischen etwa auf Höhe des heutigen Mailands. Seit vielen Millionen Jahren senkte sich die Niederrheinische Bucht. Damals lag der Meeresspiegel ca. 100 m höher als heute, und vor ca. 37 Millionen Jahren drang war das Nordmeer bis in den Bonner Raum vor.

Könnten wir in der Zeit zurückreisen, würde wir uns vielleicht wie Aliens in der eigenen Heimat fühlen. Poppelsdorf und Beuel lagen an der Küste. Im feuchtwarmem Klima gediehen große Sumpfwälder und Moore. Der Siebengebirgsraum lag im Delta eines Flusssystems. Seen, Sümpfe, durchzogen von mäandrierenden Flüssen, die feine Tone, Schotter und Kies mit sich führten und schließlich ablagerten. So entstanden Sandsteine und Quarzite. Vom Bereich des heutigen Wintermühlenhofs haben wir nicht nur Quarzite, hier sind sogar Blattabdrücke von Bäumen, ja sogar fossilizierte Baumstämme erhalten.

Millionen Jahre später im Oligozän - Vulkanausbrüche!

Dann, im Oligozän, ging es los. Die Niederrheinische Bucht senkte sich dramatisch, brach regelrecht ein. An einer Bruchzone drang vor 25 Millionen Jahren Lava aus dem Untergrund nach oben. Über Millionen von Jahren bis ins Miozän hinein kam es immer wieder zu Vulkanausbrüchen, und das Siebengebirge entstand.
Über Jahrmillionen verwitterten die obersten Tuffschichten, und schließlich ragten die vulkanischen Gesteine heraus.

Mammuts im Siebengebirge?

Mammuts im Siebengebirge (?)
Mammuts im Siebengebirge (?)

Das Quartär begann vor 2,6 Millionen Jahren und reicht bis in unsere Zeit. Auf der Erde waren inzwischen die Kontinente und Meere vorhanden, die wir heute noch kennen. Die Tier- und Pflanzenwelt ähnelet schon der heutigen. Ursus Spelaeus, der Höhlenbär, Megaloceras, der Irische Riesenhirsch, und Sivatherium sehen ihren rezenten Verwandten sehr ähnlich. Auch gewaltige Raubkatzen kennen wir heute, nur die Säbelzähne wie Smilodon sie hatte gingen verloren. Zudem waren im Neogen die ersten Hominiden aufgetaucht.

Im Pleistozän (vor 2,6 MioJ -11.000 Jahren) wurde es auf der Nordhalbkugel sehr kalt. Schnee und Eis breiteten sich vom Nordpol aus und bedeckten weite Region Nordamerikas, Europas und Asiens. Genau genommen war die Eiszeit ein Wechsel von vier Kaltzeiten und drei Warmzeiten. Einige Lebewesen flohen in den Süden, doch andere passten sich an die neuen, veränderten Bedingungen an und überlebten am Rande der Eisflächen. Unter ihnen waren Coelodonta, das Wollhaarnashorn, und das Mammut. Einige sehr stark ans Eiszeitalter angepasste Arten wie Coelodonta und Mammut haben nicht bis in unsere Tage überlebt. Auch Elasmotherium finden wir heute nicht mehr.

Mammuts am Drachenfels gab es wirklich.

Redaktioneller Hinweis
Ich bin Hobby-Forscherin und möchte auch keinen anderen Anspruch erheben. Die Landkarten sind selbstgemacht und können nur einen ersten Eindruck vermitteln. Die Zeitangaben zudem weichen sie je nach Buch, Online-Angebot oder Dinopark voneinander ab. Bei den Erdzeitaltern halte ich mich an die Angaben des Geologischen Dienstes NRW. Die Lebenszeiten der Dinosaurier sind aus der englischen Wikipedia.