„Heimatplatte“ Avalonia

Avalonia - heute Teile Nordamerikas und Europas
Avalonia - heute Teile Nordamerikas und Europas

Die geologische Geschichte unserer Region beginnt ganz tief auf der Südhalbkugel. Auf einem Kleinkontinent, den wir heute Avalonia nennen.

Hier waren Teile West- und Mitteleuropas und Teile der Atlantikküste der USA und Kanadas vereint. Über viele Millionen Jahre bestand Avalonia fort; im Karbon wurde es Teil des Superkontinents Pangäa, im Jura dann des Nordkontinents Laurasia. Erst als in der Unterkreide der Nordatlantik entstand, zerriss unsere „Heimatplatte“ (Geologischer Dienst NRW).

Die Erde im Kambrium

Zu Beginn des Paläozoikums, im Kambrium (vor 539,0 – 485,5 Millionen Jahren) bedeckte der  riesige Panthalassische Ozean (gr. „alles Meer“), den größten Teil der Erde. Auf der Südhalbkugel lagen die Ur-Kontinente Gondwana (Antarktis, Afrika, Südamerika, Indien, Australien) im Süden, nördlich davon Laurentia (Nordamerika), Sibiria (Teile Sibiriens), Baltica (Nordeuropa und Teile Mitteleuropas) sowie einige Kleinkontinente. Unsere Region lag damals tief auf der Südhalbkugel und war vom Meer bedeckt. 

Leben in Meer

Heute wissen wir, dass das Leben schon am Ende des Proterozoikums in den Meeren seinen Durchbruch schaffte. 

Die Anfänge des Blauen Planeten 

Im Kambrium entwickelte sich in den warmen, lichtdurchfluteten Meeren in kurzer Zeit eine unglaubliche Vielfalt kleiner, wirbelloser Tiere („Kambrische Explosion“). Von ihnen sind uns Fossilien erhalten geblieben, denn sie hatten ein hartes Skelett oder eine Schale. 

Die vielleicht berühmteste Fundstelle aus dem Kambrium ist der Burgess-Schiefer in Kanada. Hier sehen wir Meerestiere unterschiedlicher Art, die uns heute seltsam vorkommen: Trilobiten, die auf dem Meeresboden lebten, Schwämme, pflanzenähnliche Tiere, räuberisch lebende Würmer und Tiere wie die Hallucigenia, die uns heute so seltsam anmuten, dass wir nicht sicher sagen können, wo bei ihr oben und unten, vorne und hinten ist. Pikaia, ein kleines, schwimmendes Tier, war vielleicht der früheste Verwandte der Wirbeltiere, zu denen wir ja auch gehören. Es hatte zwar noch keine Wirbelsäule, wohl aber einen langen, versteiften Stab im Rücken und einen Nervenstrang, deshalb zählt man es zu den Chorda-Tieren, die im Stammbaum der Tierwelt gleich neben den Wirbeltieren liegen.

Die Erde im Ordovizium

Auch die Welt des Ordoviziums (vor 485,5 – 443,5 Millionen Jahren) war eine Wasserwelt. Im Panthalassischen Ozean lebten Seesterne, Schwämme, Muschel, Schnecken und Krebse. Dazu Tiere, die uns heute wenig vertraut sind: kieferlose Fische, Trilobiten, Kopffüßler (Cephalopoden), Armfüßer (Schalentiere, Brachiopoden) und Graptoliten, ganz merkwürdige kleine Wesen.

Zum Ende des Ordoviziums vergletscherten weite Teil der Südhalbkugel; es war eine der kältesten Zeiten der Erdgeschichte überhaupt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass am Ende des Ordoviziums sehr viele Tierarten ausstarben.

Avalonia

Im Unterordovizium brach der Kleinkontinent Avalonia vom Nordrand Gondwanas ab. In diesem uralten Kontinent waren Teile West- und Mitteleuropas und Teile der Atlantikküste der USA und Kanadas vereint. Avalonia driftete nach Norden, auf Laurentia und Baltica zu. Zwischen Gondwana und Avalonia bildete sich der Rheische Ozean, und davor schrumpfte der Iapetus-Ozean zwischen Avalonia und Laurentia. Im Oberordovizium kollidierte Avalonia mit Baltica, dann driftete Baltica/Avalonia auf Laurentia zu.

Die Erde im Silur

Die Eisdecken des Ordoviziums schmolzen, es wurde milder. Schließlich tummelte sich neues, üppiges Leben in den warmen Ozeanen des Silur (vor 443,5 – 418,0 Millionen Jahren). Es gab neue Trilobiten-Arten, zudem die ersten Fische mit Kiefern und Riesenkrebse. Sie alle mussten stets auf der Hut sein vor den großen Seeskorpionen. Überdies entstanden prächtige Korallenriffe.

In den Sumpfregionen tauchten dann die ersten Urpflanzen auf. Noch waren sie klein und lebten am Wasser, dann entwickelten sie sich weiter und schließlich konnten sie auch vom Wasser entfernte Stellen besiedeln. Durch die Pflanzen und ihre Fotosynthese stieg der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre, und schließlich war das Leben auf dem Festland möglich. Als erstes Tier krabbelte ein urzeitlicher Tausendfüßler über das Festland.

Old-Red-Kontinent und Kaledonische Gebirgsbildung

Dann stießen Baltica/Avalonia und Laurentia zusammen. Die Kaledonische Gebirgsbildung begann noch im Ordovizium, hatte ihren Höhepunkt im Silur und ging bis ins frühe Devon. Die Meeresbecken zwischen diesen Kontinentalplatten schlossen sich, der Iapetus-Ozean verschwand, und die Gesteinsschichten der ehemaligen Meeresräume sowie der angrenzenden Festländer wurden herausgehoben. Dabei entstanden die kaledonischen Berge Nordamerikas (Acadian Orogeny), Grönlands, der Britischen Inseln und Norwegens.

Am Ende war auch ein neuer Großkontinent war entstanden – Laurussia, wegen seines roten Verwitterungsgesteins auch Old-Red-Kontinent genannt. Avalonia bildete seine Südküste. Der Iapetus-Ozean war verschwunden; zwischen Gondwana im Süden und Laurussia im Norden lag der riesige Rheische Ozean. 

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