Das Karbon ist die Zeit fremdartig anmutender Urwälder, Sumpflandschaften und Moore, und der Steinkohle.
Ein bisschen Urzeit ist im Tretschbachtal erhalten geblieben. Die Riesenschachtelhalme dort sind rezente Verwandte einer Pflanzenfamilie aus dem Karbon und Perm. Damals wurden sie freilich riesig groß, einige bis zu 30 Meter.
Sümpfe und Moore
Zu Anfang des Karbons (vor 361-299 Millionen Jahren) herrschten weltweit tropischen Bedingungen; auch in Deutschland, das damals am Äquator lag. Ausgedehnte Flachmeere mit weiten Küstenbereichen und riesige Sümpfe und Sumpfwälder prägten das Bild – die Erde war grün!
Auch wenn man sich Urwälder, Sumpflandschaften und Moore vorstellen kann, so sind die des Karbons doch fremdartig: Da waren gewaltige Baumfarne und Schachtelhalme, Siegel- und Schuppenbäume. Durch die riesigen Wälder stieg der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre deutlich an.
Amphibien und amniotisches Ei
Es war ein idealer Lebensraum für Insekten und Amphibien, und das Karbon wird auch als Zeitalter der Amphibien bezeichnet. Einige von ihnen wurden sehr groß: Mastodonsaurus wurde 4 m lang, und Meganeura, die Riesenlibelle, maß 35 cm!
Gegen Ende des Devons hatte der Urlurch Ichthyostega das Festland als neuen Lebensraum entdeckt; nun entwickelten sich dort Amphibien und Reptilien in großer Vielfalt. Das war vor allem einem Riesenschritt in der Evolution zu verdanken, dem amniotischen Ei. Zuvor mussten die Amphibien ihre Eier im Wasser ablegen, um sie vor dem Austrocknen zu schützen. Nun war der Embryo in seinem amniotischen Ei gut geschützt und wurde an Land geboren.
Steinkohle
Aus den riesigen Sumpfwäldern entstanden im Oberkarbon die große Steinkohlevorkommen in Nordamerika und Mitteleuropa, also auch die des Ruhrgebiets. Große Mengen abgestorbener Pflanzenreste versanken im Sumpf und wurden langsam zu Torf. Immer wieder wurde darüber Schlamm und Sand gelagert, der Torf wurde entwässert und verdichtet. Über Jahrmillionen wiederholte sich dies immer wieder, Druck und Temperatur stiegen, und schließlich wurde aus Torf Steinkohle.
Variszische Gebirgsbildung
Im Oberdevon waren der Südkontinent Gondwana und der Old-Red-Kontinent (Laurussia) kollidiert; die Variszische Gebirgsbildung war in vollem Gange. Eine gewaltige Gebirgskette enstand; in Europa von der Bretagne bis nach Polen; an der nordamerikanischen Ostküste in Neufundland, Neuschottland, Neuengland und weiter in den Appalachen.
Am Ende des Karbons gab es einen Superkontinent, Pangäa. Unsere „Heimatplatte“ Avalonia war nun ein Teil Pangäas, am Ostrand gelegen. Doch der Rheische Ozean war verschwunden, und mit ihm das Rhenoherzynische Becken mit dem Rheinischen Trog.
Dann haben wir noch Armorica, einen weiteren Kleinkontinent, der sich gegen Ende des Silurs von Gondwana gelöst hatte. Nach der Kollision waren Armorica und Avalonia verbunden. Der südliche Teil des Variszischen Gebirges, bei uns der Odenwald, der Thüringer Wald und der Schwarzwald, war einst Armorica.
Das Rheinische Schiefergebirge entsteht
Über Millionen von Jahren driftete der Südkontinent Gondwana nordwärts in den Old-Red-Kontinent hinein. Vor 325 Millionen erreichte die „Faltungsfront“ (Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen) unsere Region. Die versteinerten Sedimente im Meer, der Meeresboden im Rhenoherzynischen Becken, wurden immer mehr eingeengt, übereinander geschoben und zu einem großen Gebirge aufgefaltet. Dabei wurden die Steine auch in ihrer Struktur verändert, aus Ton wurde Tonschiefer. Die Schiefer gaben dem neu entstandenen Gebirge seinen Namen: Rheinisches Schiefergebirge.
Erze
Aus dieser Zeit stammen auch die Erzlagerstätten im südlichen Siebengebirge. Bei der Faltung rissen Klüfte im Gestein auf, und heiße Lösung von Mineralverbindung drangen hinein. Als sie in den höheren, kühleren Bereichen des Gebirges abkühlten, schieden sich die Mineralien ab. Es entstanden neben Quarz- und Calcit-Gängen auf Schwerspat und Erzmineral-Gänge.
Noch bis ins 20. Jahrhundert hat man im Einsiedlertal und Schmelztal, auf Blei-, Zink und Kupfererze abgebaut.
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